Ganztagesschule
Ganztagesschule an der Ludwig-Uhland-Mittelschule
Schule in der Nordstadt
Die Ludwig-Uhland-Schule liegt in der Nordstadt von Nürnberg. Die Hauptschule besuchen zirka 400 Schüler in derzeit 19 Klassen. Neben einem vollständigen M-Zug wurde seit September 2007 beginnend mit der Jahrgangsstufe 5 ein Ganztagsschulzweig aufgebaut. Ab dem Schuljahr 2011/12 wird dann unsere Schule interessierten Schülern in allen Jahrgangsstufen ein gebundenes Ganztagesangebot anbieten können.
Das Umfeld der Ludwig-Uhland-Schule bringt die für eine Innenstadtlage typische Problematik mit. So müssen viele Familien unserer Schüler finanziell unterstützt werden, da die Zahl der Alleinerziehung und Arbeitslosigkeit überproportional groß ist. Der Anteil von Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache liegt bei rund 60 Prozent und diese Schüler oder ihre Eltern kommen aus etwa 30 Nationen. Diese Gegebenheiten fordern auch von den Pädagogen unserer Schule ein überdurchschnittliches Engagement und Einfühlungsvermögen, um unseren Schüler zu einer erfolgreichen Schullaufbahn zu verhelfen. Die Lehrerschaft hat auf die gesellschaftlichen Veränderungen und die damit verbundenen Probleme reagiert und mit einer Vielzahl von Maßnahmen zur Bereicherung des Unterrichts und zur Motivation der Schüler beigetragen.
Aus der jeweiligen Situation mit den vorhandenen Mitteln das Beste machen - unter dieser Prämisse macht sich das Kollegium der Ludwig-Uhland-Schule auf den Weg zu einer "guten Schule".
Gebundene Ganztagesschule
Die Ganztagesschüler besuchen Montag bis Donnerstag von 8:00 Uhr bis 15:30 Uhr (manchmal auch bis 16:15 Uhr) die Schule und werden hierbei bis auf einige AG-Angebote ausschließlich von Lehrkräften der Schule unterrichtet. Bedingt durch eine Konferenzstunde des Kollegiums endet der Unterricht am Freitag für alle Schüler bereits um 12:15 Uhr. Der Besuch dieser Ganztagesform ist für die Schüler verpflichtend. Der Unterricht findet rhythmisiert über den Tag verteilt statt, das heißt, die verfügbare Zeit wird in Phasen der Anspannung und Entspannung eingeteilt. Hierbei steht der Vormittagsunterricht mit dem Nachmittagsangebot in einem konzeptionellen Zusammenhang.
Das pädagogische Konzept
An der Ludwig-Uhland-Hauptschule hat es sich bewährt, dass (fast) jede Ganztagesklasse von einem Lehrertandem geführt wird. Dies bedeutet, zwei Lehrkräfte führen gleichberechtigt eine Klasse. Durch diese Maßnahme senken wir die Zahl der eingesetzten Lehrer pro Klasse und das „Klassenlehrerprinzip“ mit seinen vielen Vorteilen bleibt dadurch annähernd gewahrt. Bei einer geschickten Stundenplangestaltung und dem Einsatz von zusätzlichen Lehrerstunden ergibt sich gemeinsame Unterrichtszeit, in der die Klasse geteilt oder gemeinsam unterrichtet und damit gefördert werden kann (Team-Teaching). Aus der notwendigen engen Zusammenarbeit beider Lehrer ergeben sich weitere Vorzüge und damit Entlastungen, wie z.B.:
- Zeugnisse können gemeinsam geschrieben werden (mehr Objektivität).
- Elterngespräche werden nach Möglichkeit zusammen durchgeführt.
- Bei Klassenausflügen muss keine Begleitperson gesucht werden.
Um die Schüler möglichst individuell fördern zu können werden die Lehrkräfte bei der Hausaufgabenbetreuung zusätzlich von pädagogischen Assistenten unterstützt.
Darüber hinaus ist eine Sozialpädagogin im Schulhaus, die den Ganztageslehrkräften nicht nur bei Elterngesprächen oder bei Konflikten unter Schülern helfend zur Seite steht, sondern mit ihrem Konzept eigene Schwerpunkte setzt (z.B. Streitschlichter-Programm, soziales Lernen, Hilfe bei der Berufsvorbereitung…).
Mittagessen
Zum Essen gehen die Ganztagesschüler in die Mensa. Zurzeit sind das bei uns zwei auf dem Pausenhof aufgestellte Container – nicht ideal, aber zweckmäßig. Das Essen wird von der über die Grenzen der Nordstadt bekannten Gaststätte Frankenstube geliefert. Hierbei wird auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung Wert gelegt. Wenn eine Klasse einen Ausflug plant, können auch (kurzfristig) Lunchpakete bestellt werden. Neben der Pflege von Esskultur bietet das gemeinsame Essen in der Mensa auch die Möglichkeit zu einem ungezwungenen Gespräch zwischen Schülern und Lehrkräften. Wir halten das für einen wichtigen pädagogischen Baustein unserer Ganztagesklassen, der zu einem besseren Klassenklima beiträgt. Der Vorteil ist, dass auf diese Weise die kleinen und großen Probleme der Kinder und Jugendlichen in einer ungezwungenen Atmosphäre besprochen werden können. Die Kommunikation verläuft aber nicht nur in eine Richtung: Schüler erfahren auch private Dinge ihrer Lehrer. Es stellt sich der sogenannte „Schullandheim-Effekt“, in dem sich Schüler und Lehrer auf einer anderen Ebene wahrnehmen, ein.
Lern- und Übungszeit in einer Ganztagesklasse
In der täglichen Studierzeit (ca. 45 min) erledigen die Schüler ihre schriftlichen Übungsaufgaben. In dieser Zeit steht neben einem Klassenlehrer meist noch eine Assistenzkraft für Fragen zur Verfügung. Allerdings ist v.a. bei den höheren Jahrgangsstufen ein zusätzliches Lernen zu Hause (oft) unverzichtbar. So ist es natürlich, dass Ganztagesschüler Hausaufgaben machen dürfen, oft sollen, manchmal sogar machen müssen (z.B. Vokabeln lernen, Lesen, Vorbereitung auf eine Probe, ...).
Wir haben festgestellt, dass es von großem Vorteil ist, wenn der Klassenlehrer nach Möglichkeit auch einen Teil der Studierzeit übernimmt. Hier bekommt er nicht nur einen guten Einblick in das Arbeitsverhalten und -tempo seiner Schüler, er erhält auch selbst eine „Rückmeldung“ über seinen am Vormittag erteilten Unterricht. Wurde der Unterrichtsstoff verstanden? Kann das Wissen bei den Übungsaufgaben angewandt bzw. umgesetzt werden?
Natürlich sollen die Schüler in der Mittagszeit auch Zeit zum Spielen und Entspannen haben. In der Spielzeit bzw. Freizeit können die Schüler sich in einem sogenannten Ruheraum entspannen, im Klassenzimmer gemeinsam spielen oder in den großen Spiel-Pausenhof gehen. Neben Büchern, zahlreichen Spielen und Puzzles ist es den Schülern auch gestattet einfach mal die Seele baumeln zu lassen und nichts zu machen. Hierbei steht sowohl das Erlernen von sinnvoller Freizeitgestaltung als auch der verantwortungsbewusste Umgang mit der eigenen Zeit und mit Spielmaterialien im Vordergrund.
Zusätzliche Angebote
Im Rahmen der gebundenen Ganztagesschule besuchen die Kinder und Jugendlichen zwei Arbeitsgemeinschaften. Sie sind z.T. jahrgangsübergreifend und können auch am Vormittag stattfinden. Hierbei ist die Schule - unter den räumlichen Gegebenheiten - sehr bemüht, ein vielfältiges Angebot, das möglichst alle Schüler anspricht, bieten zu können. Zur Schuljahreshälfte kann in eine andere AG gewechselt werden. Neben der Wahl aus sportlichen, künstlerischen, kreativen und musischen Angeboten gibt es zusätzlich für ältere Schüler die Möglichkeit, ihre Berufseinstiegschancen in der „AG Berufsorientierung“ oder „AG Soziales“ zu verbessern.
Externe Partner
Mit dem Kinderhaus Nürnberg e.V. haben wir einen externen Kooperationspartner gefunden, der uns mit Personal sowohl bei der Betreuung der Übungsaufgaben als auch beim AG-Angebot am Vor- und Nachmittag unterstützt. So kommen unsere sogenannten Assistenzkräfte in den Klassen fünf bis acht vorwiegend in der Studierzeit zum Einsatz. Hier assistieren sie dem Klassenlehrer und helfen den Schülern beim Erledigen ihrer Übungsaufgaben. Um die schon erwähnten Arbeitsgemeinschaften vielfältiger und unterschiedlicher anbieten zu können, ergänzen Fachexperten – die sogenannten AG-Lehrer - unser schulisches Angebot. So kommen seit dem September 2010 u.a. zwei Atelier-Künstler, ein Trommel-Lehrer und eine Journalistin, die auch Theater-Pädagogin ist, zu uns an die Schule, um mit den Schülern zu arbeiten. Aber nicht nur das: an jedem Donnerstag verlässt die AG Bewegung das Schulhaus und tobt sich auf dem nahen Aktivspielplatz Grünewaldstraße so richtig aus.
In Zukunft sind verstärkt auch Kooperationen mit den umliegenden Betreuungseinrichtungen geplant, um möglichst vielfältig und umfassend die Kinder und Jugendlichen in ihrem Entwicklungsprozess zu unterstützen.
Zusätzliche Räume
Will man vermeiden, dass die Schüler den ganzen Tag im Klassenzimmer verbringen oder schlimmstenfalls ihre Pause am Schreibtisch abhalten, müssen geeignete Räume vorhanden sein bzw. geschaffen werden. Kaum eine Schule besitzt aber die Räumlichkeiten, die einen geregelten und entspannten Ganztagesbetrieb zulassen könnten. Der lange geplante und nun anstehende Bau einer Dreifachturnhalle könnte hier neue Chancen eröffnen. Nach Realisierung der Baumaßnahmen würden der Schule eine moderne Sportstätte und zusätzliche Klassen- und Fachräume zur Verfügung stehen. Gleichzeitig könnten die alten Turnzimmer für den Umbau zu einer zeitgemäßen Mensa genutzt werden, in der die Mittagsversorgung der Ganztagesschüler gesichert wäre.
Ganztag mit „Zug-kunft“
Die Erfahrungen, die wir in vier Jahren gebundener Ganztageschule sammeln konnten, sind überwiegend positive. So konnten viele Schüler den Übertritt in eine höhere Schulart bzw. in den M-Zug schaffen. Lehrer wie auch Eltern führen dies auf die Tatsache zurück, dass durch die Ganztagesbeschulung eine intensivere Betreuung auf vielfältigen Ebenen erfolgen kann. Ergänzen möchte ich eine persönliche Sichtweise aus nahezu 10-jähriger Erfahrung im Unterrichten und Betreuen von Ganztagesklassen: Es entsteht der Eindruck, dass diese Klassen in ihrem sozialen Gefüge gefestigter sind und daher eine höhere soziale Kompetenz zeigen. Viele Unternehmungen, das gemeinsame Mittagessen und die zusammen verbrachte Lern- und Freizeit mögen einige Gründe dafür sein.
Um den erfolgreichen Weg auf Dauer beizubehalten und nicht jedes Jahr neu improvisieren zu müssen, bedarf es jedoch bestimmter Rahmenbedingungen, die stimmen müssen: zweckmäßige Räumlichkeiten, finanzielle und personelle Ausstattung, geeignete Fortbildungsangebote für Ganztageslehrer, pädagogisch qualifiziertes Personal, usw.
Diese Art von Schule scheint also den Schülern gut zu tun. So kann die Suche nach einer „guten Schule“ nur dahin führen, dass unsere Schule zu einer echten Ganztagesschule wird, in der alle Klassen ganztägig unterrichtet werden.
Tomas Djawadi
aus: „100 Jahre Ludwig-Uhland-Schule“ (Festschrift, 2011)